ISLAM - DIE GLAUBENS-ARTIKEL ll

Man sollte sich alle erdenkliche Mühe geben und dann nach bestem Wissen folgende Frage beantworten: Gibt es unter all den Objekten, die man sieht, unter all den Dingen, die man wahrnimmt, unter all dem, an das man denken. das man fühlen oder sich vorstellen kann, unter allem, was menschliches wissen zu erfassen vermag, irgend etwas, das diese Fähigkeiten und Eigenschaften besitzt? Die Sonne, der Mond, die Sterne. Tiere, Vögel oder Fische, Materie, Geld, irgendein. Mensch oder eine Gruppe von Menschen - besitzt irgendeines von diesen Dingen - lebendig oder tot - diese Fähigkeiten und Eigenschaften? Ganz gewiß nicht! Denn alles im Universum wurde und wird erschaffen, gelenkt, geführt, ist von anderen Dingen abhängig, ist sterblich oder vergänglich, handelt nicht aus eigenem Antrieb und bewegt sich nicht aus eigener Kraft. Jede, auch die kleinste Bewegung im All, wird von einem unerbittlichen Gesetz regiert, und C6 gibt auch nicht die geringste Abweichung von diesem Gesetz. Die hilflose Lage all dieser Dinge oder Wesen beweist, daß das Gewand der Göttlichkeit nicht für ihre Gestalt gemacht ist. Keines besitzt auch nur die leiseste Spur von Göttlichkeit, sie haben absolut nichts mit ihr zu tun. Sie sind ganz einfach ohne jegliche göttlichen Kräfte, und es ist eine Verdrehung der Wahrheit und eine Torheit höchsten Grades. ihnen göttliche Größe beizumessen. Das ist die Bedeutung Von "la ila'ha" es gibt absolut keine Gottheit; kein menschliches Wesen und kein stoffliches Ding, kein materielles Objekt besitzt göttliche Kräfte und Autorität, die der Anbetung, der Unterwerfung und des Gehorsams wert sind und sie rechtfertigen würden.

Doch das ist noch nicht das Ende unserer Untersuchung. Wir haben herausgefunden, daß Göttlichkeit in keinem stofflichen, tierischen oder menschlichen Bestandteil des Universums ruht und daß keiner von ihnen auch nur die leiseste Spur davon beisitzt. Eben dies zwingt uns zu der Schlußfolgerung, daß es ein Höchstes Wesen geben muß. Das über allem und jedem steht, was unser unvollkommenes Auge im Universum erblickt, und Das göttliche Eigenschaften und Fähigkeiten besitzt, Das der Wille hinter allen Naturerscheinungen ist, Das der Schöpfer dieses großartigen Universums ist, der Hüter seines alles überragenden Gesetzes. der Lenker seines ruhigen Rhythmus, der Verwalter alles seines Wirkens Es ist Gott, der Herr des Universums, und Er hat absolut niemanden als Helfer und Teilhaber an Seiner Göttlichkeit. Das ist es, was "illa-llih" - "außer (dem Einen Einzigen) Gott" - bedeutet. Dieses Wissen ist allen anderen Arten des Wissens weit überlegen, und 1e mehr man sich darum bemüht, um so tiefer wird in einem die Überzeugung. daß dies überhaupt der Ausgangspunkt allen Wissens ist. Auf allen Gebieten der Forschung - mag es sich um Physik, Chemie, Astronomie. Geologie, Biologie. Zoologie. Wirtschaft, Politik, Soziologie oder um menschliche Sprachen handeln wird man erkennen, daß man. je tiefer man der Sache auf den Grund geht, auf um so deutlicher Anzeichen für die Wahrhaftigkeit von "la ilaha illa-llah" trifft. Es ist dieser Begriff. der uns die Türen zur Prüfling und Untersuchung öffnet und die Pfade der Wissenschaft mit dem Licht der Wirklichkeit erhellt. Wenn man jedoch diese Wirklichkeit verleugnet oder außer acht läßt, dann findet man sich bei jedem Schritt Enttäuschungen ausgesetzt. denn die Verneinung dieser elementaren Wahrheit beraubt jedes Ding im Universum seiner tatsächlichen Bedeutung und seines wahren Sinns. Das Universum als ganzes schrumpft dann zur Bedeutungslosigkeit zusammen. und die Aussichten für den Fortschritt. auf welchem Gebiet auch immer. verfinstern sich und entrücken in die Hoffnungslosigkeit.

b: Die Auswirkungen des Tauhid auf das menschliche Leben
Nun wollen wir die Auswirkungen betrachten. die der Glaube an " Ia ilaha illa-llah " auf das Leben des Menschen hat, und sehen, warum der Gläubige stets erfolgreich im Leben sein muß und warum der, der diesen Glauben verleugnet. am Leben scheitert, und zwar hier auf Erden ebenso wie im Jenseits.

1. Jemand. der diese Kalima glaubt, kann niemals engstirnig sein und eine verkümmerte Weltanschauung haben. Er glaubt an Einen Gott. Der der Schöpfer des Himmels und der Erde, der Herr des Ostens und des Westens und der Erhalter des gesamten Universums ist. Nachdem er dies glaubt, betrachtet er nichts mehr in dieser Welt als fremdartig. Er schaut auf alles im Universum als etwas, das demselben Herrn gehört. Dem er selbst gehört. Er ist nicht von blindem Egoismus erfüllt in seinem Denken und Handeln. Sein mirfühlendes Verständnis, seine Liebe und seine Hilfsbereitschaft beschränken sich nicht auf einen bestimmten Bereich oder eine gewisse Gruppe von Menschen.

Sein Einsichtsvermögen hat sich vertieft, sein geistiger Horizont erweitert sich ständig und seine Weltanschauung wird liberal und so unbegrenzt wie das Königreich Gottes. Wie kann diese Tiefe des Einsichtsvermögens und diese Geistesgröße von einem Atheisten erworben werden, vom einem Polytheisten oder von einem, der an eine Gottheit glaubt, von der er annimmt, daß sie nur so beschränkte und unzulängliche Macht besitzt wie der Mensch?

2. Dieser Glaube erweckt im Menschen ein Höchstmaß an Selbstvertrauen und Selbstachtung. Der Gläubige weiß, daß Gott allein der Besitzer aller Macht ist und daß niemand außer Ihm dem Menschen nützen oder schaden, für seine Bedürfnisse aufkommen, Leben geben und nehmen oder irgendeine Art von Autorität oder Einfluß ausüben kann. Diese Überzeugung macht ihn gleichgültig gegenüber, unabhängig von und furchtlos vor allen anderen Kräften als denen Gottes. Er beugt niemals seinen Kopf in Huldigung vor irgendeinem der Geschöpfe Gottes, noch erhebt er die Hand vor irgend jemandem sonst zum Gebet. Er laßt sich nicht von irgend jemand Größe einschüchtere. Diese Selbstachtung und diese vernünftige Haltung Gottes Schöpfung gegenüber kann von keinem anderen Glauben hervorgebracht werden. Denn es ist unvermeidlich, daß jene, die Gott andere Wesen zur Seite steilen oder Ihn verleugnen, sich in Verehrung vor irgendwelchen anderen Geschöpfen verneigen, sie für fähig halten, ihnen zu nützen oder zu schaden, sie fürchten oder alle ihre Hoffnungen in sie setzen.

3. Doch zugleich mit der Selbstachtung ruft dieser Glaube auch ein Bewußtsein der Bescheidenheit und Demut hervor. Er macht den Menschen anspruchslos und schlicht. Ein Gläubiger wird niemals stolz, überheblich oder arrogant sein. Der lärmende, ungestüme Stolz des Mächtigen, Reichen und Angesehenen kann sich in seinem Herzen nicht breitmachen, denn er weiß, was immer er besitzt, ist ihm von Gott geschenkt worden und daß Gott genauso gut nehmen wie geben kann Im Gegensatz dazu wird ein Nichtgläubiger, sobald er weltliche Güter und Würden erlangt, stolz und eingebildet sein, denn er nimmt an, daß sein Wohlergehen nur auf seine eigenen Verdienste zurückzuführen sei. Gleichermaßen sind Stolz und Eitelkeit die notwendigen Folgen und Begleitumstände des Schirk, der Assoziation anderer Wesen mit Gott in Seiner Göttlichkeit, denn ein Muschrik meint daß er eine ganz besondere Verbindung zu den Gottheiten besitze, deren sich andere Menschen nicht rühmen können.

4. Dieser Glaube macht den Menschen tugendhaft und rechtschaffen. Er ist der Überzeugung, daß es für ihn keine anderen Mittel und Wege zum Erfolg und zur Errettung gibt außer einer reinen Seele und absoluter Anständigkeit im Benehmen. Er setzt vollkommenes Vertrauen in Gott, Der Selbst über jegliche Bedürfnisse erhaben ist, sich mit niemandem verbündet, immer und gegen jedermann gerecht ist und Den niemand bei der Ausübung Seiner göttlichen Macht helfend unterstützen Oder beeinflussen kann. Dieser Glaube erweckt im Menschen das klare Bewußtsein, daß er niemals zum Erfolg gelangen kann, wenn er nicht untadelig lebt und gerecht handelt - daß ihn sonst weder Einflußnahme noch hinterlistige Machenschaften vor Untergang und Verdammnis retten können. Im Gegensatz dazu leben die " Kafirs " und Muschriks ständig in falschen Hoffnungen. Einige von ihnen meinen, daß "Gottes Sohn" für ihre Sünden gebüßt habe, andere glauben, daß sie Gottes Lieblingskinder seien und daher nicht bestraft werden würden; einige nehmen an, daß ihre Heiligen zu ihren Gunsten bei Gott Fürsprache einlegen würden, während wieder andere ihren Gottheiten Opfer darbringen und meinen, daß sie, indem sie die Götter in dieser Weise bestechen, sich einen Erlaubnisschein für alle Frivolitäten und Missetaten verschafft hätten und tun könnten, was immer ihnen beliebt. Solche falschen Ansichten halten sie ständig im Netzwerk der Sünde und des Üblen gefangen, und indem sie sich auf ihre Götter verlassen, versäumen sie es, ihre eigenen Seelen zu reinigen und ein sauberes und gutes Leben zu beginnen. Was die Atheisten betrifft, so glauben sie nicht, daß es irgendein Wesen gibt, das Macht über sie besitzt oder Dem sie für die guten oder schlechten Taten verantwortlich sind; darum halten sie sich für absolut frei, so zu handeln auf Erden, wie immer es ihnen gefällt. Ihre eigenen Launen und Triebe werden für Sie zu Götzen und sie leben als Sklaven ihrer Begierden und Sehnsüchte.

5. Der Gläubige wird unter keinen Umständen verzweifeln oder mutlos sein. Er Setzt festes Vertrauen in Gott, Der der Herr und Meister aller Schätze der Erde und des Himmels ist, Dessen Gnade und Großmut keine Grenzen kennt und Dessen Macht unendlich und allumfassend ist. Dieser Glaube verleiht seinem Herzen außergewöhnlichen Trost, erfüllt es mit Zufriedenheit und erhält es voll der Hoffnung. In dieser Welt mag ihm Zurückweisung an allen Türen beschieden sein, nichts hier auf Erden mag ihm dienlich sein, all sein Geld und seine sonstigen Mittel mögen ihm eins nach dem anderen genommen werden; doch der Glaube an Gott verläßt ihn niemals und aufgrund der Kraft, die dieser ihm verleiht, fährt er fort in seinem Kampf: Ein so tiefes Vertrauen kann aus keinem andren Glauben als dem an Einen Gott hervorgehen. Muschriks, Kafirs und Atheisten haben enge Herzen, sie verlassen sich auf begrenzte Kräfte -darum werden sie in der Stunde der Not von Verzweiflung überwältigt und begehen nicht selten Selbstmord. " Um einen begriff davon zu bekommen, was für Qualen diese abgrundtiefe Verzweiflung hervorrufen kann, wird der Leser auf die zum Nachdenken anregende Studie 'Modern Life' (Modernes Leben) von Collin Wilson in 'The Qutsider' (11. Aufgabe, 1957, London) verwiesen

6. Dieser Glaube bringt im Menschen ein sehr starkes Ausmaß an Entschlossenheit, geduldiger Beharrlichkeit und Vertrauen in Gott hervor. Wenn er sich dazu entschließt, sich mit all seinen Kräften der Erfüllung der göttlichen Gebote zu widmen, um Gottes Wohlgefallen zu erlangen, dann ist er gleichzeitig auch überzeugt, die Unterstützung und Hilfe des Herrn des Universums zu haben. Diese Gewißheit macht ihn fest und stark wie einen Felsen, und keine noch so große Anhäufung von Schwierigkeiten, Hindernissen und feindlichem Widerstand kann ihn von der Ausführung seines Vorhabens abbringen. Schirk, Kufr und Atheismus vermögen gleiche Ergebnisse nicht hervorzubringen.

7. Es gibt zwei Dinge, die einen Menschen feige machen: einmal die Furcht vor dem Tode und die Liebe zur eigenen Sicherheit; und zum anderen die Ansicht, daß es jemand anderen außer Gott gebe, der das Leben hinwegnehmen kann, und daß der Mensch, vorausgesetzt, daß er verschiedene Vorkehrungen treffe, den Tod hinausschieben könne. Der Glaube an "Ia ila'ha illa-Ilah" befreit den Menschen von diesen fixen Ideen. Die Furcht verschwindet aus den Gedanken des Gläubige. i, weil er weiß, daß sein Leben und sein Vermögen und alles andere in Wirklichkeit Gott gehört. Dadurch fällt es ihm leicht, sein Leben und all sein Hab und Gut für Gottes Wohlgefallen zu opfern. Der zweiten Vorstellung entledigt er sich, weil er weiß, daß keine Waffe, kein Mensch und kein Tier die Macht hat, ihm das Leben wegzunehmen; Gott einzig und allein vermag dies zu tun. Es ist ihm auf Erden eine bestimmte Zeit vorgeschrieben worden, und alle Kräfte der Welt zusammengenommen vermögen nicht das Leben eines Menschen vor Ablauf dieser Zeit hinwegzugehen. Dies ist der Grund dafür, warum niemand tapferer ist als derjenige, der festen Glauben an Gott besitzt. Nichts kann ihn entmutigen; auch eine währe Flut von Unglück, ein Ansturm des Widerstandes und die mächtigste Armee sind nicht in der Lage, ihn einzuschüchtern. Wenn er hervortritt, um für Gott zu kämpfen, dann überwältigt er sogar eine Kriegsmacht, die zehnmal stärker ist als seine eigene. Woher aber können die Muschriks, Kafirs und Atheisten solche große Entschlossenheit, Stärke und Kraft schöpfen? Sie betrachten das Leben als das Teuerste auf der Welt, und sie glauben, daß der Tod vom Feind herbeigeführt wird und daß man sich gegen ihn schützen könne, indem man ihm davonläuft!

8. Der Glaube an " Ia ila'ha illa-Ilah" schafft eine Geisteshaltung des inneren Friedens und der Zufriedenheit, er befreit den Menschen von den heimtückischen Leidenschaften der Eifersucht, des Neides und der Habgier und läßt den Gedanken, daß man sich gemeiner und fairer Mittel bedienen könnte, um zum Erfolg zu gelangen, gar nicht erst aufkommen. Der Gläubige begreift, daß Reichtum und Gaben jeglicher Art in Gottes Hand liegen und daß Er sie austeilt, hier mehr, dort weniger- ganz wie es Ihm beliebt; daß Ehre und Macht, Ansehen und Autorität, ja einfach alles hier auf Erden Seinem Willen unterliegt und daß Er es verlieh, wem zu geben. Er es wünscht, und daß es lediglich des Menschen Pflicht ist' sich darum zu bemühen und mit gerechten Mitteln dafür zu kämpfen. Er weiß, daß Erfolg und Fehlschläge von Gottes Gnade abhängig sind; wenn Er etwas zu geben wünscht, so kann Ihn keine Macht der Welt davon abhalten; und wenn Er es nicht wünscht, so kann Ihn nichts dazu zwingen, es zu schenken. Die Muschriks, Kafirs und Atheisten auf der anderen Seite meinen, daß Erfolg und Mißerfolg einzig und allein von ihren eigenen Anstrengungen und von der Unterstützung oder dem Widerstand irdischer Mächte abhängig sind. Deshalb bleiben sie ständig Sklaven der Habgier und des Neides, Um zum Erfolg zu gelangen, zögern sie niemals, sich der Bestechung, Schmeichelei, Verschwörung und anderer hinterhältiger Mittel zu bedienen. Die Eifersucht und der Neid auf den Erfolg anderer zerfressen sie, und sie lassen nichts unversucht und schrecken auch vor den denkbar übelsten Machenschaften nicht zurück, um den Untergang ihres erfolgreichen Rivalen herbeizuführen.

9. Das allerwichtigste Ergebnis des Glaubens an " Ia ila'ha illa-Ilah " ist jedoch, daß er den Menschen dazu bringt, dem Gesetz Gottes zu gehorchen und es zu befolgen. Jemand, der daran glaubt, ist sich dessen sicher, daß Gott alles weiß, ob verborgen oder offen, und daß Er ihm näher ist als seine eigene Schlagader. Selbst wenn er in einem von der Außenwelt abgeschlossenen Winkel und zu dunkler Nachtzeit eine Sünde begeht, so weiß Er doch davon; Er kennt sogar unsere Absichten, ob gut oder schlecht. Wir können uns vor allen verstecken, doch vor Gott können wir absolut nichts verbergen; wir können jedem entwischen, doch es ist unmöglich, daß wir uns Gottes Zugriff entziehen. Je fester der Glaube eines Menschen in dieser Beziehung ist, um so genauer wird er Gottes Gebote befolgen; er wird das vermeiden, was Gott verboten hat, und er wird Seine Anordnungen auch in völliger Abgeschlossenheit und Finsternis ausführen, denn er weiß, daß Gottes "Wachsames Auge" ihn -niemals sich selbst überläßt, und fürchtet den Tag des Gerichts, dem niemand entgehen kann. Aus diesem Grunde ist es die erste und wichtigste Vorbedingung für jeden, der ein Muslim sein will, an "Ia ila'ha illa-Ilah" zu glauben. Muslim sein bedeutet, wie wir schon gehört haben, daß man Gott gegenüber gehorsam ist, und Gehorsam gegen Gott ist unmöglich, wenn man nicht ganz fest an "Ia ila'ha illa- Ilah" glaubt, daran nämlich, daß es absolut niemanden gibt, der der Anbetung würdig ist außer Gott.
Entsprechend den Lehren des Propheten Mohammed ist der Glaube an Einen Gott das allerwichtigste und grundsätzlichste religiöse Prinzip. Er ist das Fundament des Islams und die Haupttriebfeder seiner lebendigen Kraft. Alle anderen Glaubensartikel, Gebote und Gesetze des Islams sind auf eben dieser Grundlage aufgebaut. Sie alle beziehen ihre Stärke aus dieser Quelle. Nimmt man sie hinweg, so ist nichts übrig vom Islam.

2. Der Glaube an Gottes Engel
Der Prophet Mohammed (Friede sei mit ihm) hat uns ferner gelehrt, an Gottes Engel zu glauben. Dies ist der zweite islamische Glaubensartikel, und er ist sehr wichtig, denn er säubert die Auffassung des Tauhid von allen eventuell möglichen Unreinheiten und macht sie klar, einfach und frei von der Gefahr auch der leisesten vorstellbaren Schattierung des Schirk.

Die Polytheisten haben Gott zwei Arten von Geschöpfen gleichgestellt oder sie gedanklich mit Ihm verbunden:

a) Solche, die materiell tatsächlich existieren und für das menschliche Auge wahrnehmbar sind, wie etwa Sonne, Mond, Sterne, Feuer, Wasser, Tiere, hervorragende Menschen und so weiter.

B) Solche, die nicht materiell existieren und für das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind: die unsichtbaren Wesen, von denen angenommen wird, daß sie mit verschiedenen Aufgaben auf Erden und im Universum betraut sind; eines beispielsweise beherrscht die Luft, ein anderes vermittelt Licht, ein drittes schickt Regen und so fort.

Die angeblichen Gottheiten der ersten Art besitzen materielle Existenz und befinden sich vor den Augen des Menschen. Die Unrechtmäßigkeit ihres Anspruchs auf Göttlichkeit ist von der Kalima "Ia ila'ha illa-Ilah" voll und ganz beleuchtet. Diese Kalima reicht aus, um den Gedanken auszumerzen, daß sie irgendeinen Anteil an der Göttlichkeit haben oder auch nur die geringste Ehrerbietung verdienen könnten. Die zweite Art von scheinbar göttlichen Wesen ist in ihrer Körperlosigkeit dem menschlichen Auge verborgen und daher geheimnisvoll und mysteriös. Die Polytheisten neigen mehr dazu, ihren Glauben auf sie zu konzentrieren. Sie halten sie für Gottheiten, Götter oder Kinder Gottes. Sie fertigen Bilder und Statuen von ihnen und bringen ihnen Opfer dar. Um den Glauben an die Einheit Gottes rein zu halten und ihn von der Beimischung dieser zweiten Art von unsichtbaren Geschöpfen au säubern, ist dieser wichtige Glaubensartikel festgelegt worden.

Der Prophet Muhammad hat uns darüber belehrt, daß diese unwahrnehmbaren geistigen Wesen, von denen die Menschen annehmen, daß sie Gottheiten, Götter oder Gottes Kinder seien, in Wirklichkeit Seine Engel sind. Sie heben keinen Anteil an Gottes Göttlichkeit, sie sind Seinem Befehl unterworfen und so abhängig von Ihm, daß sie von Seinen Geboten auch nicht einen Deut abweichen können. Gott hat sie damit beauftragt, Sein Königreich zu verwalten, und sie führen seine Anordnungen auf das genaueste und gewissenhafteste aus. Sie besitzen keinerlei Macht, irgend etwas aus eigenem freiem Antrieb zu tun; sie können Gott keinerlei seibsterdachten Plan vorlegen; sie haben nicht einmal das Recht, bei Gott für irgendeinen Menschen Fürsprache einzulegen. Sie anzubeten und um ihre Hilfe zu ersuchen ist erniedrigend und entwürdigend für den Menschen. Denn am allerersten Tage der Erschaffung des Menschen hat Gott den Engeln bereits befohlen, sich vor Adam zu verneigen, dem Er größeres Wissen gewährte als ihnen und dem Er Seine Stellvertretung auf dieser Erde anvertraute. Im Qur'an heißt es: "Und (gedenke der Zeit) da Wir zu den Engeln sprachen: ,Beuget euch vor Adam', und sie alle beugten sich (Qur'an Sure 2, Vers 35) - "Und Wir haben euch (Menschen) erschaffen, dann gaben Wir euch Gestalt; dann sprachen Wir zu den Engeln:

Unterwerft euch Adam" und sie alle unterwarfen sich ..... (,Qur'an Sure 7, Vers 12). Was für eine Entwürdigung wäre es daher für den Menschen, sich vor jenen niederzuwerfen und sie um ihre Gunst zu bitten, die sich vor ihm niedergeworfen haben!

Mohammed hat uns verboten, die Engel anzubeten und sie Gott in Seiner Göttlichkeit gleichzustellen, doch gab er uns auch davon Kenntnis, daß sie von Gott auserwählte Geschöpfe sind, die frei von Sünde und ihrer ureigensten Natur gemäß nicht in der Lage sind, Gott gegenüber ungehorsam zu sein. Vielmehr ist es ihre Bestimmung, immer und au jeder Zeit Seine Befehle auszuführen. Weiter lehrt uns unser Prophet, daß diese Engel Gottes uns von allen Seiten umgeben, eng mit uns verbunden sind und uns ständig begleiten. Sie beobachten alle unsere Taten, die guten und die bösen, und schreiben sie auf. Sie bewahren eine vollkommene Niederschrift über das Leben eines jeden Menschen auf.

Nach dem Tode, wenn wir vor Gottes Antlitz gebracht werden, werden sie einen vollständigen Bericht unseres Lebenswerkes auf Erden vorlegen, in dem wir alles und jedes richtig und unverfälscht festgehalten finden werden, ohne daß auch nur die geringste unserer Handlungen ausgelassen worden wäre, wie unwichtig und wie sorgfältig verborgen sie auch sein mag.

Wir besitzen keine Kenntnis über das eigentliche Wesen der Engel Nur einige ihrer Tugenden und Eigenschaften sind uns genannt worden, und es wird von uns verlangt, daß wir an ihre Existenz glauben. Wir besitzen keinerlei Mittel und Wege. um mehr über ihr Wesen. ihre Eigenschaften und Tugenden zu erfahren. Darum wäre es reine Torheit von uns, wenn wir ihnen irgendeine Gestalt oder irgendwelche Fähigkeiten zuerkennen würden, die wir selbst erdacht haben. Wir müssen an sie glauben. genauso wie es von uns verlangt wird. Ihr Vorhandensein zu leugnen ist Kufr, denn erstens haben wir keinen Grund, ihre Existenz in Abrede zu stellen, und zweitens käme ihre Verleugnung dem gleich, daß wir Muhammad der Unwahrhaftigkeit beschuldigten. Wir glauben an die Engel, weil Gottes wahrhaftiger Gesandter uns darüber belehrt hat.